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Transilvanian Tour  2000

Thunder Achim und Bollermann Paul
 
 


Transilvanian Tour  2000
von
Thunder Achim und Bollermann Paul
SR / XT 500  IG Bergisch Land GERMANY

Die 1.500 km Tortour durch Rumänien oder: Asien ist gar nicht so weit
Die Fotos können zum Vergrößern angeklickt werden



Tja, ich beginne unseren Reisebericht damit, dass Straßen nicht gleich Straßen sind bzw. nicht das sind, was wir Westeuropäer uns gemeinhin darunter vorstellen. 

Unser erstes Ziel war der Ort Felderbroe ca. 150 km nordöstlich von Budapest. Laut Wegbeschreibung unseres ungarischen Freundes Deszö: im Ort an einer Y-Kreuzung die rechte Straße nutzen, dann die dritte Straße rechts ab. Wir suchten die von uns befahrene asphaltierte Straße nach rechts abgehenden Straßen ab und zwar solange bis zum Ende, wo es in einen Feldweg überging. Also kehrt, zurück zum Y und das Ganze von vorne: an ein paar Einfahrten vorbei, dann ein Feldweg, anhalten, abquatschen: "Ist dieser Feldweg jetzt eine Straße?" "Muss wohl so sein." Und tatsächlich, Feldwege sind Straßen, und der dritte Feldweg war dann doch die richtige Straße. Unsere Gastgeber (Moni, Deszö und Klara sowie drei Hunde) erwarteten uns bereits sehnsüchtig. 
Wir verbrachten einen schönen Tag und eine noch bessere Nacht in Felderbroe, erhielten das, was in Ungarn üblich ist: warmes Bier (und meistens kaltes, lauwarmes Essen), zudem eiskalte Pálinka und von Moni ein sehr gutes, heißes Gulasch. Zwischendurch spielten wir mit den drei Hunden Winston, Luzie und Bonnie. 

Am nächsten Tag sagten wir uns um die Mittagszeit los und fuhren nach Sirok zum berühmt und berüchtigten Motorradtreffen, das von den Stray Dogs, Hungary, ausgerichtet wurde. Unterwegs trafen wir kaum ungarische Biker, die waren alle schon da (ca. 4.000 Biker). Außer, dass ich mich selbst von Pauls wahrheitsgemäßem Bericht über das Treffen (siehe auch EINTOPF Nr. 7) überzeugen konnte, verbeiße ich mir hier lieber dieLippen - es war nur klasse. (Fotos gibt’s hoffentlich demnächst extra). 



Drei Tage später wurde gepackt und es ging Richtung rumänische Grenze. Leider hatten wir scheinbar tags zuvor unsere Becher nicht vollständig geleert. Petrus beschied uns mit einer Schlechtwetterfront, wonach wir das taten, was wir konnten: einfach dem blauen Himmel nachfahren - querland. So kamen wir u.a. in einen Ort nicht weit von Debrecen, wo man den Störchen auf den Strommasten extra Nistplätze eingerichtet hat, so dass es nahezu wimmelte von Langschnäblern. 
Ca. 30 km vor der rumänischen Grenze (Übergang bei Oradea) mussten wir doch noch Petrus Zoll zahlen. An der Grenze wurden wir an die ehemalige deutsche "Zonengrenze" erinnert: lange Autoschlangen, Fahrer, die ihre PKW schoben, wartende, fluchende Leute. Bis wir in Sichtweite des Grenzüberganges kamen, fuhren wir Kilometer weit an stehenden LKWs vorbei. Die LKW-Fahrer harrten stundenlang in der glühenden Sonne darauf, dass es einen LKW vorwärts ging. Auf der Rückfahrt haben wir einen dt. LKW-Fahrer kennengelernt, der uns erzählte, dass eine Wartezeit von 12 bis zu 28 Stunden normal seien. 
Ansonsten wurden wir immer nervöser, wer wusste schon, welche Schikanen auf uns warteten. Die Ungarn hatten glücklicherweise kein Interesse an uns. Wer weiß aber, was sich die rumänischen Zöllner einfallen ließen. Aber nachdem wir für 71 Emme pro Nase ein Visum gekauft, und schnell 100 Emme in Lei umgetauscht hatten (gab über 1 Mio. Lei bar auf die Hand), waren wir knapp zwei Stunden später auf der rumänischen Seite und echt erleichtert, dass es ohne Probleme ablief. 
Die Fahrt nach Oradea ging recht flott, dennoch begrüßte uns die Stadt mit alten, leerstehenden, dahin rostenden Industrieanlagen (ehem. Aluminiumhütten). 
Mein in Deutschland lebender rumänischer Freund und Kollege, Marcel, erzählte mir, dass von ehemals fünf Hütten nur noch eine in Betrieb ist. Entsprechend hoch ist die Arbeitslosigkeit (Der Durchschnittslohn eines rumänischen Arbeiters liegt bei ca. 70, -- DM/Monat.). 


Der Asphalt hatte auch schon seine Tage: senkrechte Verwerfungen bis Fußrastenhöhe sind keine Seltenheit. Schlaglöcher von der Größe zweier Kartoffelsäcke und auch so tief, damit die Radnabe ihren Anschlag findet. Kanaldeckel, die aufgrund der mehrmaligen Asphaltierung ca. 10 - 15 cm tiefer lagen, die aber auch in weiser Voraussicht genauso hoch herausragen konnten. Das alles ist gängige Normalität in "Mittelasien" und dient sicher der Verkehrsberuhigung.   ;= ) 
Paul wurde also recht hart geschüttelt, seine Hagons brachten seine Bandscheiben in Wallung, aber auch mein Sitzfleisch wurde auf eine harte Probe gestellt - leider gab ich zuerst zu, dass mir die Rüttelei Arschweh verschaffte - schade eigentlich. 
Der Anblick der abgewohnten, unrenovierten Häuser, der riesigen Menschenwohnsilos mit winzigsten Balkonen, der defekten Bürgersteige, Stromleitungen fast in Kopfhöhe, Autos, die nur noch dem Namen nach so heißen, ließ uns Schlimmeres befürchten. Bikes waren keine zu sehen, hin und wieder mal ein altes Moped. Dazwischen nagelneue Westwagen, schick gekleidete Personen und aber auch Menschen, die ohne Schuhe gingen. 
Da es bereits gegen 17:00 Uhr war, suchten wir die Ausfallstraße nach Arad, weil dort in einem kleinen Ort namens "Baille 1 Mai" ein Campingplatz sein sollte. Die Suche erwies sich schwierig, weil die Beschilderung sehr besch.... war. 
Unterwegs fanden wir einen kleinen Lebensmittelladen. Wir entschieden, dass Paul bei den Mopeds und dem Gepäck bliebe und ich Shopping ginge. Bier fand ich auf Anhieb (4 gr. Dosen, ungekühlt), wobei das mit der rumänischen Sprache doch ein Hindernis war, aber auf die Dinge zeigen, hilft dann auch weiter. "Was sollte ich noch holen?" 
Also, raus aus dem Laden. Paul war nicht mehr allein, drei Jungs standen bei ihm. Wir brauchten noch Brot und Käse, sollte ich auch kaufen. Gesagt, getan. "Soll ich auch Tomaten kaufen?" Jetzt standen bei Paul auch einige Jugendliche und Erwachsene und noch mehr Jungs. Paul schien es irgendwie eilig zu haben (???) und war gerne mit Tomaten einverstanden. Nachdem ich noch vier Scheiben guten Kochschinken mitnahm, zahlte ich für das Ganze umgerechnet 5,40 DM. 
Paul war sichtlich erleichtert, als ich kam. Eine richtige Menschentraube hatte sich um ihn und die Bikes versammelt und er hatte alle Mühe, die fremden Hände von seinem Moped fern zu halten. "Nix mit die Fingers!!!" Meine Einkaufstüten wurden mit Raunen bedacht. Wir konnten uns der schnellen Finger kaum erwehren und machten uns so schnell wie möglich auf den Weg. Ein rumänischer Junge rief uns zum Abschied nach: "Asta la vista, Baby". Welch ein Glück, er hatte keine Pumbgun bei sich. 
Als wir dann die LKW-Umgehung um Oradea entlang fuhren (alte zerschossene Betonpiste, Berge von Schutt am Straßenrand, zerfallene Industrieanlagen) und wir vermeintlich zwielichtigen Gestalten begegneten (verwahrloste Menschen, die sich als Viehhirten ein paar Lei verdienten, ärmlich gekleidete Arbeiter, die zu Fuß auf dem Nachhauseweg waren), beschlich mich ein Gefühl der Ungewissheit und Ohnmacht: "Geht das am Ende nur so weiter?" 
Heute wissen wir, dass es eine Ausnahmesituation auf unserer Reise war. Nirgendwo sonst ist uns in Rumänien Ähnliches widerfahren. Aber wer von uns wusste das zu diesem Zeitpunkt. 
Der Campingplatz war gut und äusserst preiswert, wir zahlten zusammen umgerechnet 5 Emme für eine Nacht. Das Waschhaus und die Toiletten waren in Ordnung. Es gab einen kleinen Getränkekiosk, wo die schöne Anka bediente. Wir kosteten ausgiebig und nacheinander die verschiedenen rumänischen Biersorten, schön preislich gestaffelt. Leider musste Anka mit ihrer Freundin weg.   : =( 
Am nächsten Tag, nachdem wir mit dem superduper Benzinkocher von Paul Kaffee gekocht hatten, machten wir uns mit unseren Bikes auf in Richtung Cluj Napoca (Europastrasse 60) um zu Draculas Zweitresidenz zu kommen: Sighisoara (gesprochen Siggischoara)
Nach meinen Recherchen sollten auf der Strecke einige Baustellen sein, grundsätzlich sei aber gut zu fahren (möglicher Durchschnitt um die 90 km/h). Das sollte sich allerdings anders herausstellen. 
Verkürzt dargestellt: erstens kommt alle paar Kilometer ein Ort, die Geschwindigkeit wird für uns auf 60 km/h gesenkt. Die rumänischen Fahrer haben da aber keine Verträge mit, sie knallen mit 90 km/h durch die Dörfer. Daneben gibt es das Überholverbot, dafür gilt das Gleiche, auch in unübersichtlichen Kurven. Wir mussten uns im Laufe der Zeit leider anpassen, sonst wäre es zu gefährlich für uns geworden. ;= ) 
Zweitens war die E 60 gespickt mit Baustellen, runtergedrosselt bis auf 40 km/h mit einspuriger Verkehrsführung und gleichzeitiger Beampelung. Die Unwägbarkeiten der Straße verhinderten, dass wir schneller als 70 km/h fuhren. Kaum hatte man den Hahn auf gemacht, weil das Stück Straße so klasse war, so wurde man im nächsten Moment von einem Schlagloch sauber ausgebremst oder von einer Verwerfung in der Kurve zu Tode erschreckt. Andererseits ist alles Mögliche auf der Straße unterwegs, was einen immer wieder zurückhielt, Gas zu machen. Fahrer, die mit dem Überholverbot keinen Vertrag haben, am Straßenrand stehende, unbeaufsichtigte Tiere, manchmal sind sie auch angepflockt, was man aber nicht gleich erkennen kann. Fußgänger und Pferdegespanne taten ihr übriges. So zog sich die Strecke und sie wurde lang und länger. 300 km in ca. 10 Stunden zurückgelegt, sauber!!! 
Aber die Landschaft hat es: Felder über Felder, Weite und (Haus-) Tiere ohne Ende, domestizierte und freie). In den Orten die ansehnlich hergerichteten Kirchen der Orthodoxen. Die malerischen kleinen eingeschossigen Häuser, die kleinen Innenhöfe mit Ziehbrunnen oder Schwengelpumpen. Davor kleine und gepflegte Gärten und Gärtchen mit liebevoll gestalteten Blumenbeeten. Bäuerinnen, die ihre Waren (Obst, wunderbar drapiert, Selbstgehäkeltes, Selbstgeklöppeltes, Felle u.v.m.) zum Verkauf feilboten. 
Im Übrigen kennt man in Rumänien keine Rasenmäher, seien es benzin- oder elektrobetriebene. Dort kennt man nur vierbeinige Rasenmäher in Form von Kühen, Schafen, ganz wenig Ziegen, aber vielen Pferden und riesige Scharen von grasenden Gänsen. 
Abwechslung brachten auch die Menschen, an denen wir vorüber fuhren. Sie waren vom Sound und der Optik unserer Bikes äußerst angetan. Durchfuhren wir Baustellen, so ruhte die Arbeit, staunende Blicke und Winken, freundliches Lachen und aufmunterndes Raunen und Rufen sowie Pfiffe. Von den Feldern rannten oft Menschen Richtung Straße, um uns zu sehen, oder man winkte uns von Weitem schon zu. 
Schade, das fehlt der SR in Deutschland. 
Grundsätzlich ist zu sagen, dass im Straßenverkehr auf den großen Verbindungsstraßen das Recht des Stärkeren gilt. Fußgänger und andere Gefährte haben halt geloost. Gängiges Bild sind vor allem Fußgänger und die überall anzutreffenden Pferdegespanne: alte Leiterwagen, denen man Auto- oder LKW-Reifen spendiert hat und die ja auch die E 60 benutzen dürfen. Natürlich grundsätzlich ohne Beleuchtung. Dennoch haben wir auf unserer Tour nur zwei Unfälle mit Lkws gesehen, wobei einer direkt hinter einer Kurve umgestürzt und ungesichert mitten auf der Straße lag
In der Nähe von Sighisoara haben wir in Dantes, nachdem wir kurz geduscht wurden, den angepeilten Campingplatz angesteuert und die obligatorischen 5 Emme gezahlt hatten. 
Das Zelt stand, das erste Dosenbier wollte in Freiheit und so suchte ich das so lieblich gelegene Waschhaus auf. Ich erspare mir hier weiteres: es gab kein Wasser, weder auf den Toiletten noch an den Becken. Dafür haben wir beim Patron spät abends eine kostenneutrale, aber recht gute Rindfleischsuppe erhalten, sowie tags darauf einen Eimer Regenwasser. Wofür wird sein Geheimnis bleiben. 
Am nächsten Tag fuhren wir nach Sighisoara, in einem kleinen Hotel tauschten wir regulär Kohle und machten uns auf ins Zentrum, dort war der Bär los. Am bewachten Parkplatz,  zwei Stunden für 40 Pfennige, gönnten wir uns einen Kaffee. Paul zog mit der Kamera los und ich genoss den Blick auf die Stadt und das rege Treiben. Ein Junge im Schulalter verwickelte mich in ein Gespräch und  entpuppte sich als Schlepper: er bot uns  eine "Puppe" an. Erst verstanden wir Null, erst auf Nachfragen wurde klar, dass er uns eine Prostituierte (30 Emme den Tag) vermitteln wollte. 
Wir lernten dort auch ein elsässisches Motorradfahrerpaar kennen, welches uns von den sächsischen Dörfern und insbesondere von dem Ort Homorod erzählte. Außerdem, dass gleichzeitig mit dem Treffen in Sirok (Ungarn), ein großes Treffen in Sibiu (Rumänien) stattgefunden hatte. Auch schade. Vielleicht nächstes Jahr. 
Das Zentrum von Sighisoara bildet der Burgberg. Wir fuhren hoch und schauten uns die alten Gemäuer an. Herrliche kleine Gässchen (dröhn, donner) mit uralten Pflastern und Gebäuden. 


Von dort ging es weiter nach Homorod. Nachdem wir kaum die Augen von der wirklich reizenden Dorfschönen abwenden konnten, stellten wir unsere Bikes vor einem großen Haus mit den vergitterten Fenstern ab. 
Zuerst umwandelte ich die alte Wehrkirche und schaute mich um. Die geschlossene Karreebauweise der Gehöfte erinnert stark an die, die es bei uns in der Pfalz gibt. 
Dann ging Paul los, er konnte ja die (idiotensichere) Kamera bedienen. Nach ausgiebiger Besichtigung stellte sich die Frage nach Essen, aber wo sollten wir etwas herkriegen. Da ich Zeit zum Beobachten hatte, sah ich die eine oder andere Person in das Haus mit den Gittern gehen und Brot raustragen. Wir also rein - es war tatsächlich ein Lebensmittelladen und von außen als ein solcher nicht zu erkennen. Wir versorgten uns mit dem Nötigen und machten außerhalb des Sachsendorfes ein schönes Picknick mit ausgiebigen Blick auf einen der vielen streunenden Hunde.
Tagesziel war heute mindestens noch das Schloß Brann (Schloß Törlitz), Hauptsitz von Graf Vlades mit Dracula-Markt. Paul kaufte eine Flasche mit rotem "Vodka Vampire Transilvania" (zum Geschmack: wie halt mit frischem Menschenblut versehener Vodka schmeckt - sehr bekömmlich). Von dort fuhren wir die S 70, lt. Auskunft von Marcel und auch der Karte eine landschaftlich reizvolle Strasse - das war sie auch. Wir kamen endlich in die Karpaten - Berge, Wiesen, Wälder, geile kurvige Straßen. Aber nach wie vor gefährlich: Unwägbarkeiten, Verwerfungen und freilaufende Tiere. 

 
 

Wir übernachteten in einer großen Cabanes (gesprochen Kabann), ein Hotel mit kleinen Campingbungalows daneben. Die Bikes durften wir einstellen, die Türen wurden verschlossen. Das Zimmer und die Betten waren echt o.K.. Die Dusche gehörte zum Zimmer, das Wasser war aber leider kalt. Unterwegs hatten wir uns mit gerauchtem Schafskäse und, wie wir später beim Trinken feststellen sollten, mit Beerenwein eingedeckt. Zuzüglich der Esswaren aus dem kleinen Laden in Oradea hatten wir ein opulentes Mal auf dem Balkon unserer Herberge. 
Später gingen wir auf ein Bier ins Hotelrestaurant. Was uns nervte, war der Hotelier, der auch gleichzeitig die Bedienung mimte. Wehe man schnickte Asche in den Aschenbecher, keine Sekunde später hatten wir einen frischen, sauberen Aschenbecher. Mach das mal mit bei mindestens fünf Bieren und etlichen gerauchten Zigaretten. Zu später Stunde entwickelte er sich allerdings zur Schlafmütze, manchmal ließ er uns mit einem Aschenbecher sitzen, indem sogar schon zwei oder auch vier zerdrückte Kippen drin lagen. Wir hatten ihn besiegt, yep.
Am nächsten Tag ging es weiter, wir befuhren die S 70, eine Straße um den Baille de Lac, ein großer See mit ca. 35 km Länge. Wir entschlossen uns gemäß Karte die rechte Umfahrung zu wählen. Jede Ausbuchtung wurde mitgenommen und es zog sich anfangs herrlich in die Länge, bewaldete Strecke, Kurve für Kurve, Sonnenschein und Schatten wechselten sich ab und immer wieder der Blick auf den See. Gegen Nachmittag begannen wir die Suche nach einer neuen Bleibe. Ich entdeckte auf der gegenüberliegenden Seite des Sees Zelte - dort fahren wir hin. 
Leicht gesagt, wann und wo hörte der See eigentlich auf. Ich weiß nicht, wie viele Runden später - endlich ein Schild zu einer 2 km entfernten Cabanes. Wir bogen ab, über eine recht desolate Brücke und nach ca. 4 km schlechtestem Feldweg: "Sollen wir weiter oder zurück?" Wir trafen die Entscheidung, weiter zu fahren. Nach ca. zehn Kilometern Geröll, Felsgestein, Pfützen und unbefestigter Wegstrecke sahen wir ein großes Gebäude. Davor kleine Cabanes, ein großes Waschhaus und ein Platz am Seeufer, ganz groß mit vielen Campern - hier bleiben wir.
Abends gingen überall kleine Lagerfeuer an, nur wir hatten keines. Wir hatten halt zuviel Durst und zu wenig Zeit gehabt, um uns Holz im Nahe gelegenen Wald zu suchen. 
Nachts wurden wir von Kampflauten und Hundegebell geweckt; Menschengeschrei, Fluchen, dann ein Schuss und Hundegewimmer. Plötzlich hatte alles ein Ende. Was geschehen war, konnten wir nur erahnen – The end of a Stray Dog. 
Wir fuhren tags darauf weiter, rein in die Karpaten, immer höher, Spitzkehren, leichte geschwungene Kurven, steile Anstiege, "überdachte" Geraden mit viel Wasser und der Ungewissheit, was sich unter dem Wasser für ein Schlagloch verbergen möge. Wildcamper an den schönsten Ecken, der Bergbach mal zur Rechten dann zur Linken, Wanderer die uns bestaunten und Natur, unverbraucht, unverbaut, pur. Als wir die Baumgrenze in 1.800 Metern hinter uns gelassen hatten: eine Stutenherde, ohne Beaufsichtigung.
Aufgrund des schönen Wetters und des kaum vorhandenen Verkehrs fuhren wir ohne Helm - was für eine Freiheit.
Der Bergkamm war nicht überfahrbar, also hat man kurz vorher einen Tunnel durchgetrieben. Paul fährt vor, gleich darauf geht er in die Eisen, was jetzt? "War er lichtblind geworden oder reflektierte seine Biluxfunzel so stark?" ;=) O.k., ich fahre vor, wow, wurde das eisig kalt und nass, verdammt nass und wieder die Befürchtung, welches Loch verbirgt sich unter welcher Pfütze. Aber der Donner, dieser Sound, und das in einem Tunnel, bereiteten Höllenspaß. 
Auf der anderen Seite angekommen: welch ein Unterschied zu dem vorher Gesehenen. Ebenfalls Wildcamper, kleine Bergseen, Verkaufsstände und Einheimische, die ihr Obst feilboten. Wir kauften Zwetschgen und Walnüsse in Honig, nahmen unsere Mahlzeit ein und genossen den weiten, herrlichen, obwohl dunstigen Blick in die Ebene von Sibiu. 
Die Abfahrt in die Ebene ging ganz rasch und hatte erst wieder landschaftliche Reize zu bieten, als wir wieder in bewaldetes Gebiet kamen. Wir befuhren die Straße Richtung Sibiu über Brad. Da es eine Landstraße war, zog es sich und zog es sich. Kleine Ortschaften allenthalben. Vor jedem Haus aber auch auf den Dorfplätzen gab es einen Ziehbrunnen . Mais- und Getreidefelder wechselten sich ab, angelegte Gärten aller Couleur zogen an uns vorbei. 
Die Zeit drängte, so nahmen wir den Weg über die E 79, um über Sibiu wieder Richtung Oradea zu kommen. Eine  Europastraße, die ihren Namen hier auch verdient hatte. Endlich konnten wir heizen, ballern, Gas machen (110 – 130 km/h), Lkws ohne Ende überholen, einscheren, erschrockenen Autofahrern in die Gesichter gucken, u.a.m.. Wir ärgerten kilometerlang einen Franzosen mit seinem Peugeot und donnerten der Sonne entgegen, immer weiter in nordwestliche Richtung. Kilometer für Kilometer. Unterwegs wechselten wir uns ab, wer mal als erster und wer als zweiter fährt. Das Gedonner, Geboller und Thundern hält man ja als Zweiter auf die Dauer nicht aus (5.000 U/min und mehr bei offener Tüte!!). 
Ich schaue Paul ins Gesicht, sehe die heiß geröteten Hochwangen und denke, "Josses, der schwitzt aber". Gedankenblitz: "Kann nicht sein, der Fahrtwind muss das doch abtrocknen". Schatten gab es aufgrund der Nachmittagssonne und unserer Fahrtrichtung keinen. Wie sich herausstellen sollte, waren es keine Schweißperlen, sondern Blasen ...  Sonnenbrandblasen. Und, was die so an sich haben, ist, wenn voll, dann platzen sie und ihr Inhalt wurde vom Fahrtwind in die Augen gedrückt. - Zum Leidwesen von Paul -. Seine Augen wollten partout nicht mehr mitmachen. 


Der Ort wird mir immer in Erinnerung bleiben: "Villasoara". Anhalten, umsehen, ein Feldweg, dorthin - alla auf, noch ein paar Meter. So gelangten wir über einen echt steilen und mit Wackern belegten hügeligen Feldweg bis unter zwei Bäume am Wegesrand. 
Paul stoppt: "Ich mach´ heute keinen Meter mehr. Mir gleich, wo wir übernachten - hier wird geblieben." Klar, was war anderes drin. Er: Tuch über die Augen, Wasser drauf zum Kühlen. Ich: schau hin, schau her. Hinter uns eine große Wiese mit Bäumen und trabte mal los - checken. 
Zwetschgenbäume, voll mit reifem Zeug, Hände voll machen und essen und klarmachen, ja hier unter diesem Baum kann das Zelt stehen, die Bikes rückwärts mit den Nummernschildern in die Büsche geschoben, dann wird das wohl. Wer hat schon mal wild gecampt im Land der Skipetaren? Ich noch nicht. 
Ich schmatze, fragt mich der Blinde, was ich esse. Teilen ist brüderlich. Da fegt der erste Dacia über den Feldweg. Staub wirbelt auf, die Brocken fliegen - wir schließen die Augen. Menschen kommen den Hügel hoch, grüßen und ziehen ihres Weges weiter. Ein Junge auf einem Bonanzabike fährt auf und ab, schaut nach den Bikes, sagt nichts und fährt wieder. Der nächste Konvoi von Pkws zieht vorbei: Scheißplatz zum Zelten. 
Außerdem, sollten wir nicht jemanden fragen, ob wir hier oder ob wir hier nicht campen dürfen. Paul wollte nach unserer Vesper los zum nächst gelegenen Bauernhaus, da bricht mitten im Gespräch aus heiterem Himmel der Zwetschgenbaum auseinander. Hätten wir da gestanden, das Zelt wäre platt gewesen - wir wahrscheinlich auch. Und wie hätten die SRs erst ausgesehen? 
Nach einer Weile kommt ein Mann die Wiese hoch, schmächtig, zäh, rauchend, uns grüßend – der Bauer. Jungen kamen die Wiese mit Eimern hinterhergerannt. Aha, Zwetschgen pflücken ist angesagt. Der Mann war der Besitzer der Bäume. Er schenkte uns zwei Hände voll und klärte uns über das "ZapZaRapp" auf. Wie auch immer, eine Synchronübersetzung des "Gespräches" von Gebärden ins Deutsche wäre jetzt zu langatmig. Lange Sätze, kurzer Sinn: es war sein Grund und Boden, auf dem wir lagerten. Wir wurden herzlichst willkommen geheißen und auf sein Gehöft eingeladen. Die Bikes konnten wir mitnehmen, Wasser gab es für uns und ein Stück geschützte Abgeschiedenheit. 
Später wurden wir mit frischen Gurken und Peperoni beschenkt und konnten beruhigt schlafen - rumänische Gastfreundschaft.
Durch die Ritzen seines Schuppens konnten wir noch ein Skoda aus den 50´gern erkennen. Vielleicht lauert er jetzt noch auf den Tag seiner Wiedererweckung. 


FAZIT: 
- Es kommt anders, als man denkt. 
- Man sollte nicht auf alles hören, was andere sagen, und seine eigenen Erfahrungen machen. 
- Dass ein Grenzübergang so viel ausmachen kann, und das mitten in Europa - Wahnsinn. 
- Was heißt es  bei uns schon, arm zu sein. Schau dir wirkliche Armut an und du wirst erkennen - wir sind Scheißendreck reich - so reich, dass es 
  anderen beim Zusehen/Zuhören schlecht werden kann. 
- Wir fahren wieder nach Rumänien, mit Stollenreifen und reichlich Federweg, mit Wildcampen und einem wirklich guten Wörterbuch. 
- Ich danke meinem Bruder, meinem Freund und Kollegen Marcel, meiner Freundin und Kollegin Conni, dem Deszö und der Moni, den 
  Unbenannten, den unbekannt Gebliebenen, die wir getroffen haben sowie denjenigen, die ich nicht genannt oder erwähnt habe 
- Es war nur toll. 

 Thunder Achim im Oktober 2000 


Email: SR/XT500 IG Bergisch-Land

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